Jahreslosung 2012: Auslegung & Bild

Meine Kraft ist in den Schwächen mächtig.

2. Korinther 12,9

Fotomotiv der Agentur des Rauhen Hauses

Andrea Göppel, Keimling

Gedanken zur Jahreslosung 2012 
von Helen Herbertz

Ein Keimling kämpft sich durch das Dunkel der Erde hinauf ans Licht. Auf diesem Weg bleibt es um ihn herum lange finster, erst beim Durchbrechen der Oberfläche wird es mit einem Mal ganz hell. Es ist ein Befreiungsschlag. Mit dem Erreichen der Oberfläche tritt der Keimling in eine neue Wirklichkeit ein.

Welch unglaubliche Kraft zeigt sich in diesem Vorgang! Es ist das Umschlagen von Starre in Bewegung, von Leblosigkeit in Leben. Durch das Hinauswachsen über sich selbst erweitert der Keimling seine Welt. Er kann plötzlich viel mehr wahrnehmen als zuvor. Da sind auf einmal nicht nur Tag und Nacht oder Sonne, Regen und Wind, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt, die ihn umgeben.

Diese Entwicklung lässt sich auf das geistliche Wachstum des Menschen übertragen. Im 5. Buch Mose heißt es, dass jeder Mensch, der nicht auf Gottes Stimme hört und seine Weisungen in den Wind schlägt, im Dunkeln tappen wird, dem Keimling gleich, der noch in der Erde ruht. Doch wie in ihm, so ist auch in uns Menschen das Hinstreben zum Licht angelegt. Und wie er so erhalten auch wir die Kraft, über uns hinauszuwachsen, wenn wir uns zu Gott aufmachen, uns an ihn wenden. Die Bibel spricht von Jesus Christus als dem Licht der Welt. Wenn wir zu ihm hinstreben und uns von seinem Licht durchdringen lassen, treten wir in eine neue Wirklichkeit ein.

Wir sehen die Welt in neuem Licht und erkennen, dass wir nichts leisten oder erbringen können, das uns vor Gott besser macht, sondern dass wir allein aus seiner Gnade leben. Durch sie sind wir so angenommen wie wir sind. Gott holt uns bei unseren Defiziten und Schwächen ab. Wir dürfen sie ihm hinhalten. Er möchte sie mit seiner Stärke füllen. Gemeinsam mit ihm können wir über unseren Schatten springen und das Unmögliche wagen. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“, auf diese Zusage dürfen wir vertrauen.

Kunstmotiv der Agentur des
Rauhen Hauses

Kunstmotiv zur Jahreslosung 2012
Angelika Litzkendorf, Triumphkreuz

Gedanken zur Jahreslosung 2012 
von Helen Herbertz

Kennen wir sie nicht alle? Menschen, die auf den unterschiedlichsten Ebenen immer einen Tick besser sind als wir. Selbst wenn wir uns noch so sehr abmühen, es nützt nichts, sie sind uns immer eine Nasenlänge voraus. Wenn wir uns mit ihnen vergleichen, treten uns unsere Schwächen besonders deutlich vor Augen. Da kann es leicht geschehen, dass wir uns schwach fühlen und mutlos werden.

Die Bibel zeigt uns hingegen, dass Gott für große Aufgaben gerade die Schwachen erwählt. Da ist zum Beispiel Mose, der von sich selbst sagt, dass er kein guter Redner ist. Ausgerechnet er soll mit dem Pharao über den Auszug der Israeliten aus Ägypten verhandeln. Ausgerechnet ihn bestimmt Gott zum Führer über sein Volk. – Und da ist zum Beispiel Paulus, der von Wandermissionaren belächelt wird, weil er ihnen durch sein körperliches Leiden nicht geeignet für die Mission erscheint.

Ihnen spricht Gott zu, dass er ihre Schwachheit mit seiner Kraft füllen wird. Das heißt konkret bei Mose, dass der Herr ihm die rechten Worte schenkt. Und bei Paulus, dass Gott sein Leiden gebraucht, um sich in dessen Überwindung zu verherrlichen. Gottes Wirken wird an ihnen sichtbar, denn es ist allen klar, dass weder Mose noch Paulus aus eigener Kraft so agieren könnten.

Angelika Litzkendorf gestaltet diese Macht Gottes in ihrem Kunstwerk aus. Es zeigt ein überdimensional großes Kreuz, das eine Reihe von Quadraten durchbricht. Seine Leuchtkraft überstrahlt und dominiert das ansonsten überwiegend in kalten Farben gehaltene Bild. Bereits die Farbgestaltung veranschaulicht, wie die Dunkelheit der Welt durch Gottes Liebe mit Licht und Wärme erfüllt wird. Wie klein und schwach wirken die Quadrate im Vergleich zu diesem Kreuz. Sie symbolisieren die Menschen in ihrer ganzen Unzulänglichkeit. Das Kreuz steht an der Stelle eines Quadrates und wirkt unmittelbar durch es hindurch. So füllt die Kraft des Kreuzes die Schwäche des Menschen überreich aus und strahlt zudem auf seine Umgebung aus. Jesus Christus überwindet die Ohnmacht des menschlichen Daseins und lässt Gottes Macht und Liebe auf Erden offenbar werden.

„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ – Diese Zusage, die Jesus Christus Paulus gibt, gilt auch für uns heute. Wir müssen bei unserer Schwachheit nicht stehen bleiben. Gott will uns gerade in herausfordernden Momenten beistehen und uns mit seiner Kraft ausstatten. Wir müssen ihn nur lassen.

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