Jahreslosung 2022: Auslegung & Bild

Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. 

Johannes 6,37 

Motiv der Agentur des Rauhen Hauses

Motiv zur Jahreslosung 2022
Vincent van Gogh,
Die Kirche in Auvers-sur-Oise (Ausschnitt), Öl auf Leinwand, 1890,
© mauritius images / United Archives / WHA

Gedanken zur Jahreslosung 2022 
von Hartmuth Wahnung 

Bunt, abwechslungsreich, mit geschwungener Linie – geradezu in Bewegung. Diese Kirche zieht mich an. Nicht die Architektur macht sie interessant, sondern die Farbe. Vielleicht auch der Kontrast zwischen dem tiefblauen Himmel und dem Anstrich des Gebäudes. Es gibt viele Gründe, warum Menschen vom Glauben angezogen werden. Mir ist Jesus Christus nicht durch ein Gebäude nahegekommen, sondern durch Menschen. Bei ihnen spürte ich etwas von der Farbe, der Hoffnung und dem Spaß, die das Vertrauen in Gott in ein Leben bringen. Meine erste Einladung war das Leben meiner Eltern, dann meiner Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit. In allen spiegelte sich Gottes Wirklichkeit in dieser Welt, so wie die Fenster der Kirche das Blau des Himmels aufnehmen und damit in aller Farbigkeit dazu einladen, dem Schöpfer des Universums zu begegnen.  

Der Weg führt nun aber um die Kirche herum, nicht in sie hinein. Nicht die Kirche ist das Ziel, sondern Gott, der sich in ihr spiegelt. Man kann rechts oder links herum gehen. Hier braucht es Geduld, um den Eingang zu finden. Für manche kann er in der Kirche liegen, für andere auf der bunten Wiese davor oder schlicht im Blick auf den Himmel. Gottesdienst, Natur oder Wissenschaft – unsere Wege zu Gott sind so vielfältig wie die Menschen, die sich auf sie begeben. Das Ergebnis aber ist dasselbe, eine Begegnung mit der Liebe Gottes in Jesus Christus.

Ich denke an eine Frau. Ihr Weg zu Gott führte sie nicht zu einer Kirche, sondern an einen Brunnen, den Jakobsbrunnen. Sie war mit sich allein, sprachlos, auf der Suche nach mehr. Ein Leben lang hatte sie nach Liebe und Geborgenheit gesucht. Fünf Männer konnten ihr nicht geben, was sie brauchte. Offensichtlich ging ihre Sehnsucht über das Menschliche hinaus. Nun schlich sie in der Mittagshitze zum Wasserholen. Auch wenn sie nicht hätte sagen können, was sie denn tatsächlich suchte, sah Gott sie. Jesus erwartete sie am Brunnen. Sie kam zu ihm, doch eigentlich kam er zu ihr.

Das ist das Geheimnis der Kirche in unserem Bild. Sie spiegelt die Gegenwart des Gottes wider, der sich nicht versteckt, sondern zu uns auf den Weg macht. In Jesus begegnen wir dem freundlichen Angesicht Gottes. Er ist der, der nicht nur die Frau in ihrer Hoffnungslosigkeit, in der Spannung ihres Lebens anspricht, sondern ganz offensichtlich ihre Sehnsucht stillt. Sie erlebt, was er in der Jahreslosung verspricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ 

Das bedeutet es, nach Hause zu kommen. Dafür steht Jesus mit seinen ausgebreiteten Armen bis zum Kreuz. Es gibt einen Neuanfang für Menschen, die sich von Gott und sich selbst entfremdet haben, die im Begriff sind, sich zu verlieren und zu scheitern. Nichts hält Gott davon ab, uns zu sich nach Hause einzuladen. Er liebt uns. Diese Botschaft lässt bis heute in der Kirche das Licht der Gnade Gottes angehen, gibt ihr Leben, Bewegung und Freude.  

Vincent van Gogh, der große niederländische Maler, hat in den letzten zwei Wochen seines Lebens dieses Bild gemalt. Es ist die Kirche seines damaligen Wohnortes Auvers. Bunt wie ein Regenbogen lädt sie ein: Wer zu Jesus Christus kommt, der wird nicht abgewiesen! 

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