Jahreslosung 2016: Auslegung & Bild

Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. 

Jesaja 66,13 

Motiv der Agentur des Rauhen Hauses

Motiv zur Jahreslosung 2016
Sieger Köder, Ihre Kinder wird man auf ihren Knien schaukeln

Gedanken zur Jahreslosung 2016 
von Erik Daummann-Hettenbach

Es sind Worte von großer Symbolkraft, die der Prophet Jesaja im 6. Jahrhundert v. Chr. an das unter den Eindrücken von Krieg und Gefangenschaft stehende Volk Israels richtet. Worte lebensbejahender Hoffnung. Gott spricht: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Durch das Bild der Trost spendenden Mutter, wie es auch Sieger Köder ganz konkret malerisch umgesetzt hat, kündigt Jesaja eine Zeit der Freude und des Friedens an. Jerusalem heißt übersetzt „Friedensstadt“, und diesem Namen wird sie wieder alle Ehre machen. „Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes“, heißt es bei Jesaja, und weiter: „Ihre Kinder sollen auf dem Arme getragen werden, und auf den Knien wird man sie liebkosen.“

Aus den chaotisch aufgeworfenen Resten von Häusern, Mauern und Türmen wächst die Stadt Jerusalem zur fürsorglichen Mutter heran, unter deren Schutz bringendem Mantel sich die Kinder Israels geborgen fühlen dürfen. Mit warmem Urvertrauen greift eines der rotbackig-gesunden Kinder ins Gesicht der Mutter und weiß: „Sie ist da. Sie sorgt sich um mich. Es ist alles in Ordnung. Es geht mir gut.“ In diesem Bild begegnet uns der mütterlich behütende und beschützende Gott. Mehr noch: die Metapher des mütterlich Trost spendenden Jerusalems wird zum Sinnbild für die Mutter Kirche selbst.

Wie oft stehen wir vor dem Chaos unseres ungeordneten Lebens, vor dem Scherbenhaufen zerbrochener Träume und vor der Ohnmacht angesichts der heutigen Unmenschlichkeit und der Vielzahl an Kriegsherden auf der ganzen Welt. Sind die Worte des Jesaja von einer liebenden, gütigen, zärtlichen, Frieden und Trost spendenden Mutter am Ende doch nur schön klingende Metaphern und Prophetie? Bleibt Sieger Köders so einfühl- und einprägsame Darstellung des zukünftigen Heils Jerusalems doch nur zweidimensionale Vision?

In Jesus Christus ist das Jesaja-Wort erfüllt worden. Es ist keine Vision mehr. Im neuen Bund sind Gottes Reich und Jerusalem gleichsam ihrer geographischen Verortung enthoben: das himmlische Jerusalem ist unsichtbar überall dort gegenwärtig, wo Menschen im christlichen Glauben zusammenkommen. Die Freudenbotschaft des Jesaja spiegelt sich im Bild der Mutter Kirche wider: durch die Taufe hat sie uns geistlich geboren. Wir trinken die Milch des Evangeliums von den Brüsten ihres Trostes. Sie enthält gleichsam das Serum des Friedens und der Hoffnung, das uns Kraft gibt, das Leben zu meistern und Trost zu finden bei unserem Gott, der uns Vater und Mutter zugleich ist.

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