Adventsgedanken

Unsere Adventsgedanken orientieren sich an der Tradition des Wichernschen Adventskranzes. Für die Sonntage waren vier weiße Kerzen vorgesehen, für die Wochentage sechs rote Kerzen. Jedes Mal, wenn eine Kerze entzündet wurde, hielt Wichern für die Kinder im Rauhen Haus eine Andacht. Die Zahl der roten Kerzen variierte, je nachdem auf welchen Wochentag der 24. Dezember fiel. In diesem Jahr fällt der erste Advent auf den 3. Dezember und der 24.12. auf den 4. Advent. Deshalb sind es in diesem Jahr insgesamt 22 Kerzen an der Zahl.
Eine Kurzgeschichte darüber wie alles begann, finden Sie weiter unten auf dieser Seite.

 

Kurzgeschichte „Herr Wichern und der Adventskranz“

Wir schreiben das Jahr 1833. Hamburg ist eine wachsende Stadt und ein junger Mann namens Johann Hinrich Wichern arbeitet dort seit kurzem an einer Sonntagsschule als Lehrer. Unter der Woche besucht er seine Schüler, um sie besser kennenzulernen. Dabei sieht er großes Elend. Die Kinder wohnen mit ihrer Familie auf engstem Raum und hungern. Waisen haben oft gar kein Dach über dem Kopf und leben auf der Straße.

„Da muss man doch etwas tun!“, sagt Herr Wichern betroffen und krempelt die Ärmel hoch. Er gründet das „Rauhe Haus“, ein Rettungshaus für Kinder in Not. Die Kinder finden hier ein neues Heim, das von der Liebe Gottes geprägt ist. Sie bekommen genügend zu essen, neue Kleidung und erlernen einen Beruf, damit sie später einmal für sich selbst sorgen können. Sie helfen im Haushalt, Garten oder in den Werkstätten mit.

Die Kinder fühlen sich wohl im Rauhen Haus. Das spricht sich herum. Und so wird aus dem Rettungshaus bald ein richtiges Rettungsdorf. Immer mehr Jungen und Mädchen kommen hinzu.

Jeden Tag gibt es eine Andacht, besonders spannend ist sie im Advent. Herr Wichern erzählt dann von Jesus und seiner Geburt, die wir an Weihnachten feiern. Die Kinder sind aufgeregt und können es kaum abwarten. Immerzu fragen sie. „Wann ist endlich Heiligabend?“ Da hat Herr Wichern eine Idee.

Es ist der 30. November 1839. Er holt ein altes Wagenrad und setzt vier weiße Kerzen darauf. Zwischen sie setzt er rote Kerzen. „Die weißen Kerzen stehen für die vier Adventssonntage. Die roten für die Wochentage dazwischen“, erklärt er den Kindern und hängt den Holzleuchter im Betsaal auf. Dann entzündet er ein Streichholz und ergänzt: „Von nun an zünden wir jeden Tag eine Kerze an, so lange bis Heilig Abend ist und alle Kerzen brennen.“

Den Kindern gefiel die Idee und nicht nur ihnen. Bald erfreute sich der Adventskranz auch außerhalb des Rauhen Hauses großer Beliebtheit und entwickelte sich über die Jahre hin zu unserem heutigen Kranz mit den vier Kerzen.

Angela Weigel